Säkularisation und Restauration der Kirchenmusik
in Geschichte und Gegenwart
Der gregorianische Choral und die altklassische Vokalpolyphonie sind die Vorbilder der liturgischen Musik. Aber schon im 14. Jahrhundert machen die Ausweitung der Tonalität, weltliche Texte in der Komposition und eine weltlich-affektierte Gestaltung durch die Sänger eine Abgrenzung des kirchlichen Musikstils notwendig.
Gravierender ist jedoch die Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert: Die Kirchenmusik wird zunächst von der höfischen Barockmusik erfaßt und durch den sinfonischen Kirchenstil zunehmend zu einer Musik zum Gottesdienst. Die großen opernhaften Werke bringen vornehmlich das subjektive Empfinden ihrer Schöpfer zur Entfaltung. Im Zeitalter der Aufklärung schließlich schaffen die Kirchenoberen die lateinischen Choralgesänge, die sie für zu schwierig für das einfache Volk halten, teilweise mit brutaler Gewalt ab.
Doch im 19. Jahrhundert kommt es zu einer umfassenden Restauration der Kirchenmusik, getragen vor allem durch den Cäcilianismus in München und Regensburg. Die weitere Entwicklung kommt mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der von ihm bewirkten Liturgiereform zu einem abrupten Ende. Und für eine neuerliche Restauration fehlen derzeit die Voraussetzungen.
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