Die philosophischen Wurzeln der Kirchenkrise
Alle großen geistigen und geschichtlichen Bewegungen haben ihre Ursache in philosophish-weltanschaulichen Überzeugungen vom Sinn des Daseins. Stellvertretend für eine mit der Aufklärung begonnene und sich über Jahrhunderte hinziehende Bewegung, die die Menschen immer weiter von Gott weg getrieben hat, hebt Prof. Hoeres drei bedeutsame Protagonisten heraus, die maßgeblich den Geist der heutigen Epoche geprägt haben und damit auch zur Öffnung der Kirche zur Welt und zum Zeitgeist beigetragen haben:
Mit seinem Rationalismus wendet sich der Vater der neuzeitlichen Philosophie, René Descartes (1596-1650), von der hellenistischen Vorstellung des Eingebettetseins in den Kosmos ab und wird so zum Wegbereiter der Aufklärung des 18. Jahrhunderts.
Deren wichtigster Vertreter, Immanuel Kant (1724-1804), unterwirft alles Seiende dem „Gerichtshof der eigenen Vernunft“. Die Folge ist eine Entmythologisierung des Christentums und der Agnostizismus, der einhergeht mit einem unbändigen Glauben an den innerweltlichen Fortschritt.
Karl Popper (1902-1994) schließlich führt mit seinem kritischen Rationalismus, der vor allem die Existenz endgültiger Wahrheiten vehement leugnet, den Geist der Aufklärung im 20. Jahrhundert zu einem neuen Höhepunkt.